Anlässlich der 825-Jahr-Feier des Ortes Ebenau durchforstete Marianne Matalik die Schulchronik und fasste die Geschichte der Volksschule Ebenau für ein neues Ebenaubuch zusammen. Dankenswerterweise stellte sie diese geschichtliche Abhandlung der VS Ebenau für ihre Homepage zur Verfügung.
Die Entwicklung der Volksschule in den Jahren
von 1670 bis 1981.
Das alte Schulhaus
Schon am 16. Mai 1670 hatten die Arbeiter in Ebenau an die Hofkammer das Ansuchen um Beihilfe zur Haltung eines Schulmeisters gerichtet. Es wurden ihnen jährlich 20Fl. zur Anstellung eines tauglichen Mannes bewilligt. Namentlich bekannt aus dieser Zeit sind ein Christian Schober und ein Constantin Dellacher. Wegen des geringen Einkommens blieben sie nur kurze Zeit. Im ehemaligen Wohnhaus der Gewehrmacher Familie Klett (später Liezenhäusl, heute Ebenau 17, Fam. Elshuber) begann Bernhard Kellner, ein aus Bayern zugezogener Eisenarbeiter ab 1685 mit einer geregelten Unterrichtstätigkeit. Er bezog nach Abzug der Familie Klett das obgenannte Klettenhäusl „holzfrei und zinsfrei“ und erteilte dort Unterricht. Die von ihm pro Schüler verlangten 2-3 Kreuzer wöchentlich konnten die meisten Eltern bald nicht mehr zahlen. Ab 1696 übernahm die Hofkammer das Schulgeld für die Arbeiterkinder. Nach Errichtung des Vikariats und Fertigstellung der Kirche versah Bernhard Kellner auch den Mesnerdienst. Im Ebenauer Sterbebuch steht am 21.J uli 1729 verzeichnet: Bernhard Kellner, ludi magister huius loci per 44annos et primus aedituus per 28 annos. Er starb angeblich im Alter von 105 Jahren.
Von 1740 bis 1752 wurde der Organisten- und Schulmeistersohn Johann Georg Lutz von der Hofkammer in Ebenau als Schulmeister angestellt. 1792 baut die Handelsbruderschaft ein neues Schulhaus. Bei
den Ebenauern hieß das spätere Mesnerhaus, an dessen Stelle heute das „Haus der Begegnung“ steht, immer „Das alte Schulhaus“.
Seit Josef Ecker , Lehrer von 1882 bis 189o gibt es fortlaufend Berichte in der Schulchronik.
Die Schule war einklassig (mit bis zu 130 Kindern!). Aus dieser Zeit stammt auch eine erste Festlegung des Schulsprengels. In der Schulchronik werden alle Gehöfte namentlich aufgeführt. Zur
Ortsgemeinde Ebenau kommen Objekte aus der Ortschaft Aigen (heute Hinterwinkl), aus der Ortschaft Wiestal (heute vom Wiestalsee bedeckt), aus Adnet (heute nur mehr Rossbach und Heilenstein, bzw.
die Häuser des Strubklammwerkes), aus Faistenau (heute Ortschaft Lidaun), aus Hof (heute Vorderschroffenau und Gitzen) und aus Koppl (heute Ortschaft Unterberg). Für Schulkinder aus anderen
Gemeinden musste allerdings ein Schulbeitrag entrichtet werden. Der chronikführende Lehrer Josef Ecker bezeichnet dies als „Zankapfel“.
Es dauerte nicht lange und der nächste Zankapfel stand ins Haus. Capar Mösenbacher, von1897 bis 1908 Schulleiter in Ebenau strebte nach einem 2. „Lehrzimmer“ (Keine vermessene Forderung bei über
hundert Kindern). Sein heftigster Widerpart bei diesen Bestrebungen war Pfarrer Alois Fiorioli. Mösenbachers ausführliche Berichte in der Schulchronik sind sehr spannend zu lesen. Erst nach
heftigen Querelen, teilweise mit tatkräftiger Mithilfe des damals schon tätigen „Ortsschulrates“ befürwortete der Pfarrer (nachdem eine von ihm angedachte Ausschulung der gemeindefremden Schüler
nicht genehmigt wurde) den Separatunterricht (Buben und Mädchen getrennt.) Am 1. Juni 1898 wurde die Schule Ebenau zweiklassig. Der Unterricht erfolgte halbtagsweise in 4 Gruppen. Mösenbacher war
Mitglied des Ortsschulrates und Begründer der Ebenauer Freiwilligen Feuerwehr (1898). 1908 wurde er zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt. Er starb1912 in Morzg.
1913 wurde die Volksschule Vorderfager errichtet; der Schulsprengel neu festgelegt und 41 Schüler der VS Ebenau „ausgesprengelt“. Oberlehrer Oskar Siber (Schulleiter von 1909-1935!) berichtet in der Schulchronik: “Wehmut beschlich mich, als ich die 41 scheidenden Schüler vor mir erblickte…“Die Schülerzahlen sanken von 172 auf 120. Siber übernahm neben seiner Lehrertätigkeit auch die Postablage. 1914, bei seiner drohenden Einberufung zum Militärdienst konnte die k. k. Postdirektion in Linz einen Aufschub auf unbestimmte Zeit erwirken.1916 wurde er zum „Verwalter“ der 13 jüdischen Flüchtlingsfamilien aus Galizien („67Köpfe“2) in Ebenau bestellt.
1931 gab die Schulleitung über Auftrag der Bezirksschulbehörde die im Ort befindlichen Naturdenkmäler bekannt.
Im selben Jahr bekam das Schulhaus einen Brunnen. Bis dahin musste das Wasser täglich vom Dorfbrunnen geholt werden. (In Trockenzeiten bis zu 1000 Liter pro Tag für Haus und Garten). 1935 kam
Karl Götz an die Volksschule Ebenau. Er arbeitete mit Feuereifer an der Errichtung einer 3.Klasse, engagierte sich in der außerschulischen Jugendarbeit (im Österreichischen Jungvolk), arbeitete
als Gemeinderat ungezählte Stunden in der Kanzlei 4 und gründete einen Fremdenverkehrsverein, als dessen Obmann er die Anlage von markierten Spazierwegen, die Aufstellung von Rastbänken und Druck
und Versand von Prospekten durchführte. Der „Karl Götz Steig“ auf dem Kirchenberg ist ein bleibendes Andenken an seine kurze, aber verdienstvolle Tätigkeit in Ebenau. Er verstarb am 22. Mai 1937
im 42. Lebensjahr.
Als
Nachfolger kam 1938 Josef Stüber als Leiter an die Volksschule.Er vermerkte in der Schulchronik: „Das Schuljahr 1938/39 begann am 19.9. als 1.nationalsozialistisches Schuljahr….Im Schuljahr 1937/
38 war zwar die VS offiziell dreiklassig geworden, aber die folgenden Wirren der Nationalsozialistischen Ära bedingten durch Lehrermangel und geringere Schülerzahlen bis 1945 eine zeitweilige
Zweiklassigkeit . Ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1939:
“Schulhausbau in Ebenau. Das alte Schulhaus entsprach nicht mehr den Anforderungen. Die zwei kleinen Klassenzimmer fassten die Schüler schon jahrelang nicht mehr. Im vorigen Schuljahr wurde die
2.Schulklasse zu einer 3. Klasse erweitert. Dies war jedoch nur mit Wechselunterricht möglich…….. ist es nunmehr möglich geworden, dass mit einem Schulhausbau begonnen werden konnte. Im nächsten
Schuljahr wird der Wechselunterricht aufhören und die Jugend wird in eine Schule einziehen, die mit 3 freundlichen Klassenzimmern, einem Turnsaal und einem Brausebad ausgestattet sein
wird.“
Im übrigen befassen sich die Eintragungen in der Schulchronik (Oberlehrer Josef Stüber, Chronistin Agnes Hofbauer) nicht sosehr auf den schulischen Alltag, sondern vielmehr auf den Verlauf von
Feiern und Versammlungen, die „Heimkehr Österreichs“, Besuch des Führers, und auf das Ergebnis der Volksabstimmung am 10.April 1938.
Einschnitte in den Schulalltag erfolgten.
Nach
bemerkenswert kurzer Bauzeit wurde am 15. September 1940 das neue Schulhaus eröffnet. Obwohl die räumlichen Verhältnisse hervorragend waren (nur Ebenau und Michaelbeuern verfügten als Landschulen
auch über einen Turnsaal) wurde nur in 2 Klassen unterrichtet. In all den Jahren der Zwischenkriegszeit war der Großteil der Ebenauer Bevölkerung extrem notleidend. 1917 steht in der Schulchronik
vermerkt:…“Die 6. und 7. Kriegsanleihe hatte hierorts infolge der ärmlichen Bewohnerschaft…keinen Erfolg“.
Am 24. April 1945 wurde die Volksschule mit Flüchtlingen belegt. Der Unterricht war undurchführbar und wurde eingestellt. Am 6.Mai 1945 trafen die ersten Panzerspitzen der Amerikaner in Ebenau
ein. Sie beanspruchten das Konferenzzimmer und hausten mit den Flüchtlingen Tür an Tür. Nach erfolgter Desinfizierung und Ausfärbelung konnte am
8. Oktober die Schule beginnen. Oberlehrer Ludwig Müller war zeitweise gezwungen, die 113 Schüler einklassig zu unterrichten.
Am 10. Jänner 1946 konnte durch die Zuweisung von Helene Sand(aus St.Pölten) endlich wieder in 2 Klassen unterrichtet werden.
Am 24.März 1947 trat Romana Fuchsberger ihren Dienst an der VS Ebenau an. Am 1.Sept. desselben Jahres wurde „bis auf weiteres“ Ernst Lederer der Volksschule zugewiesen.
Zu Beginn des Schuljahres 1949/50 findet sich folgende Eintragung in der Schulchronik:
Im 2. Versuchsschuljahr hat sich in Bezug der Lehrpersonen nichts geändert. Nur die Standesänderung des Herrn Lehrer Lederer durch Verheiratung mit Frl. Romana Fuchsberger am 2. Mai 1950 ist zu
vermerken.
Im
Schuljahr 1948/49 wird die Volksschule Ebenau eine „Ländliche Versuchsschule“.
Leopold Unterberger hatte in Ennswald schon 10 Jahre Erfahrung in der Landschularbeit gesammelt. „Als Motto hat sich der Leiter der Versuchsschule gesetzt, den Weg zu finden und sich die Mittel
vorwiegend aus eigener Kraft zu schaffen , um in den 10 Gegenständen der achtjährigen Volksschulzeit, ausgerichtet auf das Leben des Dorfes, die Stufe der Zufriedenheit zu
erreichen.“
Bemerkenswert ist die Schwerpunktsetzung in der Unterrichtsgestaltung und die Betonung der „Nebenfächer“.
Ebenau war auch Besuchsschule, das bedeutet, dass viele Lehramtskandidaten in den folgenden Schuljahren (bis 1954/55) ihr Landschulpraktikum in Ebenau absolvierten.10 Mit Mitteln der
amerikanischen CARE Aktion wurde die Schülerausspeisung finanziert, die Anna Unterberger mit großem Einsatz und viel Phantasie betreute.
1961 wurden durch die Eröffnung der Hauptschule in Hof die Weichen für eine Auflösung der Oberstufe gestellt.1960 kam Matthias Klampfer anstelle von Ernst Lederer an die Schule.
1964 bezog das Werkschulheim Felbertal die neue Schule oberhalb der Strub. Lehrerkinder aus dem WSH kamen mit Schulbeginn in die VS Ebenau.
Im Schuljahr 1964/65 verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Dir. Unterberger gravierend. Romana Lederer übernahm die provisorische Leitung und unterrichtete in der 1.Klasse, die 2.
Klasse übernahm BAL Gerlinde Huber( für Dir. Unterberger), in der 3. Klasse( Oberstufe) unterrichtete Matthias Klampfer. Am Ende des Schuljahres wurde Dir. Unterberger mit einem bunten
Festprogramm verabschiedet.
Mit Beginn des Schuljahres 1965/66 wurde Hans Müller Direktor an der VS Ebenau. Marianne Elshuber (verh. Matalik) kam aus der VS Faistenau in ihre Heimatgemeinde.
Nach Einführung des 9. Schuljahres absolvierten Abgänger der 8.Volksschulstufe gemeinsam mit Hauptschulabgängern den Polytechnischen Lehrgang. Repetenten und Rückgestellte blieben an den
jeweiligen Schulen. 1971 wurde die Oberstufe (5.-8. Schulstufe) aufgelöst; die restlichen Oberstufenschüler kamen in die Hauptschule Hof (2. Klassenzug).
Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Elternverein und Schule konnte viel Positives für die Schule erreicht werden:
1968 wurden die Klassenräume renoviert, 1970/71 der Postbus bis zum Strubklammwerk verlängert (Schülerbus) und der Unterrichtsbeginn auf 7Uhr 30 vorverlegt. Nach längerem Verhandeln genehmigte
der Bezirksschulrat die 5-Tagewoche.1980 „gipfelte „ die wirkungsvolle Zusammenarbeit in einer „Anregung zur Vierklassigkeit“. „Am 6. 3. 1980 hatte die Schulleitung eine 4. Klasse beantragt.
Diesbezügliche Anträge wurden auch vonseiten des Elternvereins und des Werkschulheimes gestellt. Die Schule ist also mit 69! Schülern vierklassig geworden. Die 4.Klasse (3.Schulstufe) wurde
anfangs provisorisch im ehemaligen Werkraum untergebracht. Im Oktober 1980 „übersiedelte „ sie in die Kanzlei.
VS Dir. Hans Müller schreibt in seinen Ausführungen über die Entwicklung der VS 1981:
Die nun erreichte „vollorganisierte Volksschule“ soll uns erhalten bleiben, auch wenn sich die Schülerzahl in den einzelnen Klassen nicht nennenswert erhöht. So können „ Begabte“ und“ Schwache“
gleicherweise gefördert werden und Sonderschul-Grenzfälle an ihrer Heimatschule verbleiben."
Und er fügt noch an: Turnhallenneubau und Kindergarten in Planung.
So war es ihm gelungen, beharrlich und unspektakulär die VS Ebenau den Anforderungen der Zeit anzupassen!
Das neue Schulhaus 1940
Arbeit am Schwimmplanschbecken mit Direktor Unterberger u. Romana Unterberger